MS&D Konferenz greift geopolitische Herausforderungen auf

Knapp drei Monate vor Messestart gibt die SMM einen Vorgeschmack auf die mit Spannung erwartete internationale Konferenz für maritime Sicherheit & Verteidigung. Am 5. und 6. September stehen auf der MS&D neben den neuesten Trends im Marineschiffbau auch geostrategische Themen im Fokus. Mit von der Partie sind etwa der ehemalige ukrainische Vize-Verteidigungsminister Igor Kabanenko und Dr. Jyh-Shyang Sheu vom Taiwanischen Institut für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung.

Angriffe der Huthi-Rebellen auf Handelsschiffe im Roten Meer, geopolitische Spannungen in der Straße von Taiwan, bewaffnete Überfälle durch Piraten am Horn von Afrika: „Die vielen kritischen Sicherheitslagen stellen die Weltgemeinschaft aktuell vor enorme Herausforderungen. Für Sicherheit auf den Weltmeeren sorgen vor allem die Seestreitkräfte – wir unterstützen sie gezielt bei der Modernisierung ihrer Flotten. Auf der SMM präsentieren Aussteller die innovativsten Sicherheitstechnologien“, sagt Claus Ulrich Selbach, Geschäftsbereichsleiter Maritime und Technologiemessen bei der Hamburg Messe und Congress (HMC) bei einer Pressekonferenz.

Um Know-how-Transfer geht es auch bei der internationalen Konferenz für maritime Sicherheit und Verteidigung MS&D. Insgesamt sind in Halle B6 vier Panels plus eine Wildcard-Session mit Start-ups aus dem Bereich der maritimen Sicherheit geplant. Neu ist, dass die MS&D für alle Teilnehmenden der SMM 2024 frei zugänglich ist. Thematisch geht es u.a. um die aktuellen Herausforderungen der Marinen, Multidomain-Strategien, asymmetrische Seetaktiken und Trends im Marineschiffbau. Diese Mischung sieht Reinhard Lüken als klares Alleinstellungsmerkmal: „Die MS&D ist keine klassische Naval-Forces-Veranstaltung, sondern eine Technologieshow, bei der Innovationen im Vordergrund stehen. Hier treffen sich Akteure, die das Thema maritime Sicherheit aus unterschiedlichen Perspektiven betrachten“, so der Hauptgeschäftsführer des Verbands für Schiffbau und Meerestechnik (VSM).

 

Ganzheitliche Marine-Einsätze

Die Sicherheitskonferenz wird am 5. September von Konteradmiral a.D. Karsten Schneider, Präsident des Deutschen Maritimen Instituts (DMI), eröffnet. Das DMI gestaltet in diesem Jahr erstmals das Programm der MS&D. Schneider moderiert außerdem das Panel „Maritime Domain Awareness & Multi Domain Ops – above und under Water“. Er sieht hier vor allem Dual-use-Technology als Innovationstreiber: „Civil and military shipping are facing completely new and unexpected challenges. Unconventional times require unconventional solutions. Dual use is the order of the day. And this is where the SMM's full strength comes into play: civil and military technology are exhibited side by side. MS&D is the forum to bring them both together”, sagte Schneider bei der Pressekonferenz. Er freue sich auf einen spannenden Austausch mit den hochkarätigen Speakern in seinem Panel. Darunter ist Generalmajor a.D. Mick Ryan vom australischen Zentrum für strategische und internationale Studien: Er wird erläutern, welche Rolle Marinen bei Multidomain-Strategien spielen.

 

Sensible Sicherheitlage

Um maritime Sicherheit und die Resilienz von maritimen Infrastrukturen in der Zeitenwende geht es Dr. Moritz Brake. Vor rund einem Jahr hat der Korvettenkapitän der Reserve das Beratungsunternehmen Nexmaris gegründet. „Es braucht nicht nur gute Ideen und Vernetzung, sondern auch die passenden Produkte und technischen Lösungen. Ich sehe mich hier als Wanderer zwischen den Welten“, so Brake bei der Pressekonferenz. Seine Erfahrungen bringt er auf der MS&D bei der Wildcard-Session „Maritime Innovation Challenge“ ein.

Vor der kritischen Sicherheitslage im südchinesischen Meer warnt die Direktorin des Instituts für Sicherheitspolitik an der Universität Kiel Dr. Sarah Kirchberger. Die Sinologin wird das Panel „Asymmetric Naval Responses – The illusion of Low-Intensity Warfare at Sea” moderieren. Mit dabei sind Dr. Jyh-Shyang Sheu vom Taiwanischen Institut für nationale Verteidigungs- und Sicherheitsforschung und der ehemalige ukrainische Vize-Verteidigungsminister Igor Kabanenko. Die beiden können aus eigener Erfahrung sicherheitspolitische Einschätzungen zu zwei Krisen- bzw. Kriegsschauplätzen liefern.


Trends im Marineschiffbau

Vor dem Hintergrund der wachsenden geopolitischen Herausforderungen investieren zahlreiche Staaten in ihre Seestreitkräfte – auch Deutschland. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius bekräftigte kürzlich die Notwendigkeit zweier weiterer Fregatten des Typs F126. „Zeitenwende bedeutet, dass wir jetzt, heute, nicht morgen und nicht übermorgen in die Flotte der Zukunft investieren müssen“, so Pistorius. „Wir sind gut gerüstet und bereit, die Fertigung komplett hochzufahren", sagt Tim Wagner, der Vorstandsvorsitzende der NVL Group. Das Unternehmen gehört zum Baukonsortium der F126-Fregatten. Wagner wird im Panel „Trends in Naval Shipbuilding“ Einblicke in die neuesten Engineering- und Design-Trends geben und aufzeigen, wo hier die Herausforderungen und Chancen der Industrie liegen.

Auf der MS&D werden hochrangige Delegationen von Marinen und Küstenwachen aus aller Welt erwartet. Das gesamte Programm ist hier verfügbar.

 

Zusätzliche Statements aus der Pressekonferenz am 18.6.:

 

Karsten Schneider, DMI: Ich muss niemandem erklären, wie sich die Sicherheitslage in den letzten zwei oder drei Jahren dramatisch verändert hat. Wir befinden uns in einer Zeit des Umbruchs, und das erfordert neue Lösungen. Wir wollen uns auf der MS&D die neuen Trends ansehen, einschließlich disruptiver Technologien, die vor kurzem noch wie Utopien wirkten.

 

Dr. Reinhard Lüken, VSM: Die Meere zu beherrschen bedeutet, die Welt zu beherrschen.Diese Weisheit wird weltweit nicht gleichermaßen berücksichtigt. China zum Beispiel hat dem maritimen Bereich Priorität eingeräumt. Bereits 2005 setzte sich China das Ziel, der weltweit führende Schiffbauer zu werden, und heute hält es einen Marktanteil von 60 % und bedient viele westliche Kunden. Im Gegensatz dazu hat die westliche Welt ihre maritime Industrie etwas aus den Augen verloren, was Bedenken hinsichtlich wachsender Abhängigkeit und Sicherheitsbedrohungen aufwirft. Die MS&D wird zweifellos Licht auf diese neuen Risiken werfen, die jedes Unternehmen im maritimen Bereich berücksichtigen muss.

 

Dr. Moritz Brake, Nexmaris: Ohne Schifffahrt und die weiteren maritimen Infrastrukturen ist unsere Volkswirtschaft nicht überlebensfähig. Es ist daher längst in der Branche angekommen, dass geopolitische Rivalität, die Auseinandersetzung mit maritimer Sicherheit und Verteidigung einen wesentlich stärkeren Stellenwert gewinnt: Ohne angepasstes Sicherheitskonzept und resiliente Auslegung wird sich zunehmend kein Geschäftsmodell im maritimen Sektor wettbewerbsfähig behaupten können.

 

Über die SMM

Die Weltleitmesse der maritimen Wirtschaft findet vom 3. bis 6. September 2024 in Hamburg statt. Über 2.000 ausstellende Unternehmen und rund 40.000 Teilnehmende aus mehr als 120 Ländern werden erwartet. Die SMM deckt auf 90.000 m² in zwölf Hallen die komplette Wertschöpfungskette der Branche ab, bringt Führungskräfte aus allen Teilen der Welt zusammen und ist die weltweit wichtigste Plattform für Innovationen und neueste Technologien im maritimen Sektor. Unter dem Leitmotiv „SMM – driving the maritime transition“ stehen auf der 31. SMM die maritime Energiewende und die digitale Transformation besonders im Fokus. Die Messe wird von einem attraktiven Konferenzprogramm sowie vielfältigen Networking-Angeboten flankiert. Die Konferenzen finden erstmals auf offenen Bühnen in den Messehallen statt – kostenfrei und zugänglich für alle.

 

Unterstützer der SMM

Hauptsponsor: DNV.Sponsoren: Reintjes, MAN Energy Solutions, NVL, China Classification Society, Inmarsat. Supporter: VDR, VSM, VDMA, GMT, VDS, CLIA, VSIH und VDI. Partner der Konferenzen: Schiffahrts-Verlag Hansa (Maritime Future Summit), Seatrade Maritime (gmec), DMI und Tamm Media (MS&D), GMT und DVV (Offshore Dialogue), TradeWinds (TradeWinds Shipowners Forum).

 

Weitere Informationen auf der Website sowie auf den SMM Social-Media-Kanälen LinkedIn, YouTube & Facebook.

Pressematerial zum Download: https://hmc.canto.de/b/I5JOF 

Pressemitteilungen: https://www.smm-hamburg.de/presse-news/presse/pressemitteilungen

Karsten Schneider

Dr. Reinhard Lüken

Dr. Moritz Brake

Claus Ulrich Selbach

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